Jahresrückblick 2021: Schrecklich, mit Rosinen drin

Jahresrückblick 2021: Schrecklich, mit Rosinen drin

This wasn’t just plain terrible, this was fancy terrible. This was terrible with raisins in it.
Dorothy Parker

Schrecklich, mit Rosinen drin! Das stammt aus einem Zitat von Dorothy Parker, einer amerikanischen Schriftstellerin, bekannt für ihren schwarzen Humor, treffsichere Pointen und ironischen Kommentare (ihre Gedichte und Kurzgeschichten kann ich sehr empfehlen). Es schien mir ganz wunderbar passend für ein Jahr, das (hauptsächlich pandemiebedingt) eine emotionale Achterbahnfahrt war (und immer noch ist).

Nein, keine Angst, sooooo schrecklich war es insgesamt nicht. Was mir sehr geholfen hat, war immer mal wieder (möglichst humorvoll) Abstand zu nehmen. Nicht bitter, zynisch oder sarkastisch zu werden. Aber alles manchmal mit einer Prise Ironie würzen und mir ein Beispiel an Dorothy Parker nehmen.

Das geht schon mit meinem letzten Jahresmotto los. Voller Hoffnung gab ich mir das Motto Freude für 2021. Das ist leider im Alltag sehr schnel untergegangen. Nicht zuletzt, weil das große C auch in diesem Jahr vorherrschendes Thema blieb. Trotzdem konnte ich mir immer wieder kleine Glücksinseln schaffen, vor allem beim Lesen und spazieren gehen.

Aus der Schreibwerkstatt

Coworking

Im Sommer konnte ich mich immerhin mal mit meinem Laptop an den See setzen. Aber sonst wurde es mir doch öfter ganz schön einsam am Schreibtisch. Deshalb habe ich verschiedene Coworking-Möglichkeiten ausprobiert. Zum Beispiel einer anderen Autorin beim Schreiben auf Twitch sozusagen über die Schulter zu gucken und gleichzeitig selber in die Tasten zu hauen (Schreiben mit Twitch). Sehr schön kreativ und anregend fand ich auch das Schreibzimmer von und mit Krimiautorin Susanne Pohl. Und dann ist da noch die wunderbare stille Stunde von Pia Helfferich, regelmäßig jeden Mittwoch Abend auf Zoom. Es ist schon ganz erstaunlich, was man so hinkriegt, wenn man weiß, man ist gerade in seinen Bemühungen nicht allein.

Writers Coaching

Das ist ein Schreibkurs der VHS Reinickendorf, der nun schon über zehn Jahre läuft und wunderbarerweise immer wieder neue Ideen und Anregungen liefert. Viele Mitschreibende sind mir ans Herz gewachsen und Freundschaften haben sich gebildet. Ohne die tatkräftige Unterstützung z.B. von Bettina Kerwien, wäre ich längst nicht so weit gekommen. Auch in diesem schweren Jahr war es immer wieder gut zu wissen, dass man sich nicht ganz allein abstrampelt.

“If you have any young friends who aspire to become writers, the second greatest favor you can do them is to present them with copies of The Elements of Style. The first greatest, of course, is to shoot them now, while they’re happy.”
Dorothy Parker

Schottischer Honig

Ich hatte mir vorgenommen, in 2021 einen Liebesroman zu schreiben. Es wurde eine Geschichte, die in Schottland spielt und alles vereint, für das ich eine Leidenschaft hege: Bücher, Buchhandlungen, gutes Essen, Whisky und, natürlich, süße Schotten (mit und ohne Rock). Das hat auch den dotbooks Verlag überzeugt, bei dem mein Roman im Herbst 2022 erscheinen wird. Das freut mich natürlich sehr, vor allem, weil andere Projekte sich mit dem veröffentlichen immer noch schwertun (Wendy Wunderbar z.B. braucht noch mal eine Überarbeitung). Mein Alter Ego, Pippa Arden, hat übrigens auch einen Jahresrückblick geschrieben. Ähnlichkeiten natürlich nicht zufällig, aber ein etwas anderer Schwerpunkt: Jahresrückblick 2021.

Phantastischer Montag

Das war nun schon das zweite Jahr, in dem ich jeden Monat eine phantastische Kurzgeschichte geschrieben habe. Ich freue mich sehr, dass wir beschlossen haben, in 2022 weiterzumachen. Unser Thema Lieblingssongs hat (bei mir jedenfalls) für so einige spannende Entdeckungen gesorgt. Es ist doch jedes Mal wieder interessant, wie Musik/Songs als Inspirationsquelle fürs Schreiben funktionieren. Hier sind alle Beiträge versammelt: Phantastischer Montag 2021.

In 2022 haben wir uns (weil die Auswahl so verlockend war) für zwei Themen entschieden. Das Hauptthema wird Zitate sein. Kurze, prägnante Sätze aus Büchern, die uns beeindruckt haben. Sätze, die ganze Welten im Kopf anstoßen können (auch unabhängig von der Geschichte, aus der sie eigentlich stammen). Für den Januar lautet unser Zitat des Monats:

Wenn du dir etwas vorstellen kannst, wird es auch passieren. (If you can imagine something, it will be.)

Das ist von N. K. Jemisin und hat bei mir im Kopf sofort ein paar Dinge angestoßen. Dann passt es ja auch, dass ich im Januar mit meiner Geschichte dazu beginnen darf.

Unser zweites Thema sind mythische Geschöpfe und Fabelwesen. In jedem Monat mit fünf Montagen (es werden drei sein) kommt als Bonus eine tierisch-phantastische Geschichte auf euch zu. Und ihr dürft mitentscheiden, um welches Geschöpf es gehen wird. Näheres dazu folgt noch. An jedem vierten Montag des Monats lesen wir unsere Storys dann live auf unserem Twitch-Kanal vor.

Die Crew von phantastischer Montag: C.A. Raaven, Carola Wolff, Alexa Pukall, Maike Stein

Money, Money, Money

Kürzlich stellte ich fest, dass ich mit meinem Einkommen offiziell unter der Armutsgrenze liege. Nicht, dass es mir nicht vorher schon bewusst gewesen wäre, wie arg ich am knapsen bin. Aber es so bestätigt zu sehen, hat mich dann doch erschreckt. Und Zack, schon ist Geld eine Sache, die meine Kreativität/mein Schreiben bedrängt.

Da ist eine (wie ich finde) tolle, aber ausgefallene Idee, aus der ein fantastisches Buch werden könnte. Ich investiere Zeit, Geduld … und am Ende will es kein Verlag haben? Sollte ich dann nicht doch vielleicht lieber was mainstreamiges machen, das sich besser verkauft … ?

Meinen Aktivitäten auf Kofi habe ich wieder eingestellt. Leider hat es sich nicht gelohnt. Vielleicht hätte ich auch einen längeren Atem haben sollen? Ich bewundere die Autor*innen, die z.B. auf Twitch oder Patreon ihre Fans begeistern und mit zusätzlichen Inhalten versorgen. Das würde ich so nicht schaffen.

Über Bekannte habe ich die Gelegenheit gehabt, mir etwas durch Hilfestellung bei einer Übersetzung dazuzuverdienen. Ein Fantasy-Autor, der den englischsprachigen Raum erobern möchte. Das war gut von zu Hause aus zu erledigen und hat mir sogar Spaß gemacht.

Auch habe ich über Selfpublishing nachgedacht, aber wenn man es richtig und gut machen möchte, muss man auch da erst mal eine ordentliche Summe investieren (Cover, Lektorat, Buchsatz etc).

“I’d like to have money. And I’d like to be a good writer. These two can come together, and I hope they will, but if that’s too adorable, I’d rather have money.”
Dorothy Parker

Nein, keine Angst. Natürlich höre ich nicht mit dem Schreiben auf. Wenn das einen erst mal gepackt hat, kommt man sowieso nicht mehr davon los. Und die Liebesromane, die ich als Pippa Arden veröffentliche, sind auf alle Fälle ein Schritt in Richtung finanzielle Sicherheit. Ich kann nicht viel damit verdienen, aber ein stetiges kleines Extra ist schon drin. Vielleicht mache ich eine Mischkalkulation (und finanziere mit den Liebesromanen meine phantastischen Ausflüge)?

Body & Soul

“What fresh hell is this?”
Dorothy Parker

Im Februar ging mental gar nichts mehr. Ich titelte Autorin kaputt und musste mich erst mal ein wenig einigeln. Zurückgefunden habe ich dann in gaaaanz kleinen Schritten (Autorin in zehn Minuten am Tag) und vor allem mit den ersten Frühlingssonnenstrahlen.

Ich war sehr erleichtert, als ich Anfang des Sommers endlich zweimal gegen Corona geimpft wurde. Dann kam die neue Variante, und alles fing wieder von vorne an. Mein Booster erfolgte Mitte Dezember. Da mein Vater leider ins Altersheim musste (Parkinson, Demenz), habe ich mich aus so vielen Dingen wie nur möglich rausgezogen. Trotz Impfung, testen und Vorsicht macht mir der Gedanke, etwas bei ihm einzuschleppen, große Sorgen.

Um im Winter nicht ganz einsam zu versumpfen, habe ich meine Tipps gegen den Corona-Blues aufgeschrieben.  Da gucke ich jetzt öfter mal rein. Was mir sehr geholfen hat, war eigentlich ganz simpel: einfach mal alles abschalten. Handy aus, Radio aus, Zeitung weglegen und mal den Kopf freikriegen.

Gartenstuhl und Tisch mit Rotweinflasche

Eine feine kleine Auszeit waren auch immer wieder meine Besuche im Buddekaffee. Hervorragender Cappuccino, leckere Kuchen und Törtchen (sogar vegan, und ganz ohne Rosinen). Einfach mal abschalten, sitzen und genießen. Neulich probierte ich dort zum ersten Mal einen Chai Latte. Wow! Ich nehme auch gerne meinen Kalender mit und mache ein wenig (Schreib)Planung oder kritzele so vor mich hin. Da sind mit schon manche gute Einfälle gekommen. Oder ich mache dort eine kurze Pause, nachdem ich in der Bibliothek war, und blättere schon mal neugierig durch meine Ausbeute.

Bistro-Tisch mit Cappuccino, Schokoladen-Muffin und Buch (Köhler: Was ich im Wasser sah)

Urlaub

Unter Beachtung aller Gesundheitsvorschriften habe ich mich im Sommer nach Zinnowitz getraut. Es war die jährliche Schreibreise unseres Writers Coaching Kurses, und ich habe sie trotz allem sehr genossen. Mehr dazu unter Wenn Eine eine Schreibreise macht. Ich habe drei Kurzgeschichten geschrieben, einen Lyrik-Workshop und eine Nachtwanderung mitgemacht. Es war so schön, einfach mal rauszukommen. Und das Meer haut mich immer wieder aus den Latschen.

 

Kunst und Kultur

Viel war (verständlicherweise) nicht los in diesem Jahr. Aber ein paar Sachen habe ich dann doch noch unternommen:

Die Reise ins Bild

Eine Ausstellung, die Werke der Berliner Graphotek zusammen mit Kurzgeschichten verschiedener Autor*innen präsentiert hat (die sich von den Kunstwerken zu ihren Storys inspirieren ließen). Da sind ganz unterschiedliche, sehr eindrückliche Sachen bei rausgekommen. Mehr dazu hier: Die Reise ins Bild.

Lesebühne Tegel

Ich wollte schon immer mal bei einer mitmachen, und im September durfte ich dann tatsächlich bei der Lesebühne Tegel mitmischen. Das hat mächtig Spaß gemacht. Meinen Text dazu kannst du hier nachlesen: Die Erleuchtung in Gang 54.

Berlin liest ein Buch

Im Rahmen der Veranstaltung Berlin liest ein Buch habe ich mich mit Marzahn, Mon Amour amüsiert. Und jetzt weiß ich (fast) alles, was es über Fußpflege (und Marzahn) zu wissen gibt!

Bücher

Zum ersten Mal habe ich in meinem Bücherjahr 2021 mal notiert, was ich im Laufe des Jahres so alles gelesen und gemocht (oder auch nicht) habe. Jetzt habe ich nicht mehr das Gefühl, dass mir alles durch die Finger rutscht. Einer meiner absoluten Lieblingstitel war von Mariana Leky: Was man von hier aus sehen kann:

Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen oder verschwinden lassen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman.

Ganz, ganz, ganz wunderbar. Märchenhaft und mit einem feinen Gefühl für Sprache erzählt. Hat mich sehr begeistert.

 

Ausblick auf 2022

Im Mai wird die Anthologie Die Kaffeefee im Art Skript Phantastik Verlag erscheinen, zu der ich eine Kurzgeschichte beitragen durfte. Im Herbst erscheint Schottischer Honig. Und zu Weihnachten wird es, ebenfalls bei dotbooks, eine Weihnachtsanthologie geben, für die ich Anfang des Jahres eine Story schreiben werde.

Eines meiner nächsten, großen Schreibprojekte wird auf alle Fälle wieder ein Fantasy-Roman. Ich spiele derzeit mit verschiedenen Themen/Ideen und kann mich (noch) nicht entscheiden. Ein Altersheim für magische Wesen? Ein Trollmädchen und ein Elfenprinz? Eine Studentin und ein verliebtes Gespenst? Soooo viele Ideen …

Auf alle Fälle wird es wieder ein Jahr voller phantastischer Kurzgeschichten: Unser phantastischer Montag geht weiter (siehe oben). Ich freue mich schon sehr darauf.

Fortbildung steht auch an: Ich habe mir einen Jahrespass für Master Class geleistet. Nicht nur, weil Neil Gaiman (ein Autor, den ich sehr liebe) dort unterrichtet, sondern auch Margaret Atwood, N.K. Jemisin und viele andere. Jeder Kurs wird von einem schön gestalteten Workbook begleitet. Hab schon mal reingeschnuppert und bin sehr angetan.

Über ein neues Motto für 2022 denkle ich noch nach. Pippa hat sich für radikale Hoffnung entschieden, das gefällt mir eigentlich sehr gut.

Carolas phantastischer Newsletter

Und wenn ihr jetzt gespannt darauf seid, wie es weiter geht, dann hüpft doch mal hier vorbei. Ich bin zu einem deutschen Anbieter gewechselt, der besser aufgestellt ist in Sachen Datenschutz. Außerdem gibt es jetzt auch immer Schreibtipps und eine exklusive Kurzgeschichte/Einblicke in meine Schreibarbeit, sowie kreative Ideen. Der Newsletter macht mir gerade sehr viel Spaß und ich hoffe, meinen Abonnenten ebenfalls. Magst du dabei sein? Ich würde mich freuen: Newsletter.

Schwarzes Kätzchen auf moosbedecktem Asphalt

 

Also dann, auf nach 2022. Wir schaffen das.

 

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