Autorin kaputt

Autorin kaputt

Da habe ich mir nun als Jahresmotto Freude ausgewählt, und jetzt ist sie mir ganz und gar abhandengekommen. Ich spiele zwar noch mit, aber nur noch mit letzter Kraft, und Spaß macht’s schon lange keinen mehr. Der Brunnen ist leer, meine Stimmung generell im Eimer. Ich muss nicht lange suchen, Gründe gibt es so einige …

Corona

Ein ganzes Jahr jetzt und kein Ende in Sicht. Masken tragen, umsichtig sein, vorsichtig sein. Angst haben. Ich freue mich sehr, dass meine Eltern jetzt geimpft sind. Aber es gibt immer noch liebe Menschen, um die ich bange (Alter, Vorerkrankungen etc) und selbst möchte ich natürlich auch gerne gesund bleiben. Also bleibe ich weiterhin zu Hause, außer zum Einkaufen und spazieren gehen (auf ruhigen Wegen) und beschränke meine Kontakte. Wöchentliches Highlight sind mein Writers Coaching Kurs (online, versteht sich) und ein Treffen mit meinem besten Freund zum Kochen und Schwatzen. Und ansonsten: Warten auf die Impfung, auf bessere Zeiten, warten …

Social Media

Ich weiß es ja, und es erwischt mich trotzdem immer wieder. Das Vergleichen. Der Neid. Die vielen hübschen bunten Bilder. Der Erfolg. Guck mal, diese Autorin hat schon wieder ein Buch veröffentlicht. Guck mal, der ist jetzt auf Twitch erfolgreich. Und so weiter. Ja, die Bilder lügen, beziehungsweise, sie sind nur ein kleiner Teil des Ganzen. Ich weiß. Und ich mache das ja auch noch mit. Zeige mich von meiner besten Seite, möchte geliebt und bewundert werden. Like me, please!

Tijen Onarans neues Buch heisst Nur wer sichtbar ist, findet auch statt (liest sich tatsächlich sehr spannend, es geht um den Aufbau der eigenen Marke) und schon arbeite ich wieder ängstlich an meinem SoMe Plan, denn ich will doch stattfinden! Wenn ich dieses Buch lese und davon kein Instagram Foto mache, habe ich es dann überhaupt gelesen?

Ein anderer Aspekt ist der gnadenlose Umgangston. Vor allem auf Twitter werden regelmäßig immer wieder gerne einzelne Personen vorgeführt, angeklagt und öffentlich abgeurteilt. Wehe dem, der/die nicht alles einsieht und sich entschuldigt (und manchmal reicht auch das nicht aus). Werden wir so zu einer besseren Gesellschaft? Ich wage das zu bezweifeln.

No Input

Kunst, Kultur und Theater. Kino, Ausstellungen, Lesungen. Diskussionen. Alles, was meinen kreativen Brunnen wieder auffüllt, was mir neue Ideen beschert, andere Sichtweisen nahebringt: weg. Vieles findet jetzt online statt und das finde ich großartig, gucke mir auch einiges an. Aber Online funktioniert auch nur bis zu einem gewissen Punkt. Irgendwann bin ich es leid, den ganzen Tag nur auf den Bildschirm zu starren. Brauche den Austausch mit anderen, sehne mich nach den Menschen hinter dem Bildschirm, so richtig in echt und natura.

Keiner will meine Geschichten haben …

Seit zwei Jahren ist es wie verhext. Ich kann nichts mehr bei Verlagen unterbringen. Entweder, ich habe Genres zu sehr gemischt (Die Ballade vom toten Kind) oder den Geschmack der Zielgruppe nicht richtig getroffen (Wendy Wunderbar) oder die Geschichte ist nicht umfangreich genug (meine Novelle Liebe, Tod und Gummibärchen). Wendy ist noch nicht mal akzeptiert worden, nachdem ich alles umgeschrieben hatte. Und, ganz ehrlich, ich kann es dem Verlag noch nicht mal verdenken. Das Manuskript ist zu einem zerfledderten Kadaver mit einem Pfund Make-up im Gesicht verkommen. Arme Wendy, das hat sie nicht verdient.

Und was funktioniert noch?

Bisher, zumindest, die Spielwiese #phantastischermontag. Einmal im Monat eine phantastische Kurzgeschichte zu einem bestimmten Thema schreiben und auf meinem Blog veröffentlichen. Da erlaube ich mir, ganz ohne Gedanken an Verlage oder Zielgruppen einfach rumzuexperimentieren und Spaß zu haben.

Und das Lesen funktioniert glücklicherweise auch noch. Ich flüchte in Bücher, in Geschichten, so weit weg wie nur möglich.

Erste Hilfe

Es muss sich was ändern. Ich muss was ändern, dringend. Das Erste, was mir einfällt, ist eine Social Media Pause. Ich werde die Twitter- und die FB-App von meinem Handy löschen (hoffentlich geht das überhaupt) und wenn, dann über den Browser am PC reingehen. So wenig wie möglich.

Julia Cameron (in Der Weg des Künstlers) schlägt einen Künstlertreff pro Woche vor. Eine Verabredung mit mir selber, um etwas Schönes zu machen, etwas, das meine Kreativität wieder in Schwung bringt.

Ich werde mir eine Bücherliste mit neuen Themen zusammenstellen, vor allem Sachbücher (von wegen des Inputs und der neuen Ideen).

Dann lege ich mir noch eine Liste mit interessanten Dokus an. Neue Themen, neuer Input!

Über mein Autorinnen-Dasein möchte ich auch nachdenken. Zum einen, indem ich mir einen Business-Plan überlege (mehr Selfpublishing?). Zum anderen werde ich mein Schreibratgeber-Regal nach aufmunternder Lektüre durchforsten.

Mehr rausgehen tut mir auch gut. Bewegung, frische Luft. Und wenn es nur einmal um den Block geht. Das werde ich auch regelmäßiger versuchen.

Aber vor allem möchte ich eines: mich nicht mehr selber fertig machen. Das kann ich nämlich ganz hervorragend. Also, wenn gerade nix mehr geht, na dann eben nicht. Dann eben ein Gilmore-Girls Marathon (oder was auch immer mir gerade auf Netflix Freude macht). Oder einfach mal Löcher in die Luft starren. Ruhig werden, innerlich. Pause machen. Und alles andere wird schon wieder kommen. Davon bin ich fest überzeugt.

 

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