Meine Tipps gegen den Corona-Blues

Meine Tipps gegen den Corona-Blues

Es geht wieder los. Und dabei habe ich im Sommer noch gehofft, wir könnten es schaffen. Aber nun steht uns schon wieder ein Corona-Winter bevor.

Unsicherheit, Ängste und Befürchtungen. Meine Eltern sind 85/86 Jahre alt, mein Vater, pflegebedürftig, lebt im Altersheim. Mein bester Freund ist über siebzig, mein jüngerer Bruder hat schwere Vorerkrankungen. Wir sind (fast) alle geimpft und geboostert (ich warte noch auf meinen Termin), verhalten uns vernünftig und umsichtig. Angst und Sorge bleibt. Und eine gehörige Portion Wut. Sowohl auf die Maßnahmen der Regierung (zu wenig, zu langsam, zu widersprüchlich) als auch auf so einige meiner lieben Mitmenschen (und deren Egoismus/Gleichgültigkeit). Auf Twitter kursiert der Begriff mütend. Das trifft es ziemlich gut.

Im Moment ist alles (schon wieder) ein bisschen viel. Zu viel.

In ihrer Spiegel-Kolumne meint Sibylle Berg: Ich kann kaum noch. Mir geht es genau so.

Draußen ist es grau und kalt, drinnen sitze ich in meiner kleinen Bude und blicke dem Winter mit Bangen entgegen.

Deshalb habe ich hier ein paar Tipps gesammelt. Zum einen, um mich selbst daran zu erinnern, was mir guttut. Zum anderen, um euch Anregungen zu geben.

Ausschalten

Wenigstens einmal pro Woche einen ganzen Tag lang einfach mal Nachrichtenfrei machen. Kein Radio, keine Zeitungen und vor allem keine sozialen Medien. Nicht auf Twitter und Facebook herum scrollen und sich aufregen, nicht zur jeder vollen Stunde dieselben schlechten Nachrichten hören. Selber Programm machen. Podcasts, Hörspiele oder Internetradio ohne News. Lesen. Spazieren gehen.

Meine Tipps: Mein Lieblingsinternetradio Radio Paradise (keine Angst, nix Religiöses, nur gute Musik); Hörspiel im Deutschlandfunk Wer stirbt schon gerne in Monte Carlo (ein altes Professor-Van-Dusen-Stück aus den Achtzigern – ich liebe es)

Lesen

Ich liebe Fantasy. Im Moment lese ich einige Sachen von Terry Pratchett erneut. Er hat den menschlichen (Un)Geist ganz wunderbar treffend und pointiert in seinem Scheibenwelt-Universum verewigt. Vortrefflich abtauchen lässt es sich mit den Einzeltiteln und Serien von Seanan McGuire.

Meine Tipps: Die Reihe über October Daye (mörderische Elfen!) und von T.J. Klune: Mr Parnassus Heim für magisch Begabte (mein Lieblingsbuch des Jahres).

Bewegung

Es fällt mir gerade sehr schwer, mich dazu aufzuraffen und ich schaffe es auch nicht immer. Aber raus aus meiner kleinen Bude und einmal um den Block laufen (egal, ob hell oder dunkel, trocken, oder nass) hilft tatsächlich jedes Mal, meine Stimmung zu bessern. Irgendwo gibt es immer einen kleinen, bunten Lichtblick zu erhaschen. Ansonsten bin ich auch viel mit meinem Fahrrad unterwegs (einkaufen). Hauptsache Bewegung.

Ein (kleines oder großes) Projekt

Als Autorin habe ich es da natürlich leicht: Ich kann eine Kurzgeschichte oder einen Blogbeitrag wie diesen hier schreiben, oder mein nächstes Schreibprojekt planen (das nehme ich demnächst in Angriff). Aber es gibt viele andere mögliche Projekte. Einen Schal stricken, ein Puzzle zusammensetzen, etwas Leckeres kochen. Und kürzlich entdeckte ich ein Bastelset für eine Lego-Buchhandlung! Kreativ werden hilft mir immer.

Mein Tipp: Ein Buch vollgestopft mit vielen guten Ideen und Anregungen von Melanie Raabe: Kreativität

Da sein

Wenn das mit dem Projekt zu viel ist, dann reicht es mir auch, einfach nur da zu sein. Das ganz alltägliche Leben zu meistern. Zu existieren. Ich muss gar nichts Besonderes machen. Ich muss jetzt nicht anfangen, eine Sprache oder Gitarre spielen zu lernen. Ich muss keinen Bestseller schreiben. Ich muss gar nichts.

Tipp: Du musst gar nichts von den Sternen auf laut stellen und mitsingen! (das mache ich zu meiner persönlichen Winter-Hymne)

Schreiben

Da spricht natürlich wieder die Autorin, aber schreiben hilft. Ein kleines Tagebuch, in dem ich nicht nur meinen Frust rauslasse, sondern auch schöne Dinge notiere. Wie die Sonne durch die Wolkendecke bricht, oder wie der Cappuccino in meinem Lieblingsladen schmeckt (ganz besonders, wenn man draußen sitzt).

Mein Tipp: Bei Ein guter Plan gibt es ein kostenloses Wintertagebuch zum Herunterladen: Ein guter Winter.

Gucken

Mit Netflix habe ich ja manchmal so meine Probleme (siehe: Netflix Sommerpause), und im Sommer habe ich mein Abo auch ruhen lassen. Aber jetzt ist es wieder aktiviert und ich suche mir gezielt lustige, unterhaltsame Sachen heraus.

Meine Tipps: The Kominsky Method (Alter, Liebe, Tod, Michael Douglas!), Disjointed (Kathy Bates als Inhaberin eines Cannabis-Shop!) Auch in den Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen findet sich so manches Schätzchen und feine Dokus. Meine Tipps: die Reihe Stadt, Land, Kunst auf Arte, Agatha Christie und Doctor Who auf ARD One.

 

Mehr gute Ideen auch hier: Mental Health during Covid-19 (leider englisch)

Tipps, kreative Ideen und Einblicke in meine Schreibwerkstatt gibts übrigens auch in meinem Newsletter.

Das Wichtigste: sei gut zu dir. Mach dich nicht selbst fertig, wenn du nicht alles so schaffst, wie du es dir vorstellst/es gewohnt bist. Schließlich befinden wir uns in einer Ausnahmesituation.

Was machst du, um den Winter gut zu überstehen? Schreibs doch gerne hier drunter, wir können sammeln und uns austauschen.

 

4 comments found

  1. Vielen Dank für diesen schönen und anregenden Text. Mein “Hobby” in diesem Corona-Winter wird Afghanistan sein. Kultur, Geschichte, Aktuelles, und (wenn ich mich traue) auch eine der dort gesprochenen Sprachen. Warum Afghanistan? Natürlich aus gegebenem Anlass, aber ich interessiere mich schon lange für dieses Land, auch wenn ich mich bisher nicht ernsthaft damit beschäftigt habe.

  2. Gefällt mir, gute Tipps! “Selbst Programm machen und da sein” ist für mich die Essenz, die am besten hilft.
    Man kann sich in diesen Zeiten ja selbst mit dem Stricken eines Schals überfordern – es ist wichtig, dass wir ein Gespür entwickeln, wann wir dringend Ruhe brauchen.
    Von mir als leidenschaftlicher Waldläuferin Tipps zum Thema “Aufraffen”:
    Wenn ihr gern mit dem Smartphone fotografiert, macht unterwegs Fotos von etwas Schönem, das euch beim Anschauen später gut tut: Ein Kraut, das durch den Asphalt sprießt, bunte Farben, toller Himmel. Was ihr mögt.
    Oder besorgt euch eine Lupe, die ihr überall mitnehmen könnt. Erkundet einen fernen Planeten aus der Sicht eines Winzlings: Die Urwälder eines Moospolsters, die Strukturen eurer Tischdecke, die Berglandschaften von Baumrinde. Geht bei wenig Energie im engsten Umfeld, macht vllt. neugierig zum Rausgehen?

    Zum Thema Tagebuch: Ich fertige hier in unserem Kulturerbezentrum mit Leuten Art Journals. Die haben den Vorteil, dass man wild und nach Lust arbeitet, mit Fundstücken, Materialien, unterschiedl. Techniken wie Collagen, Sticken, mixed media. Kann man auch reinzeichnen, kritzeln, Notizen machen, Erinnerungen einkleben.
    Was in diesen Zeiten hilft: eine Art “mood book” nach der Art. Lasst auf einer Seite die Sau, äh eure Emotionen raus: In Form von Farben, Kritzeleien, aus Zeitschriften ausgeschnittenen Bildern / Wörtern. Wutorange, müdblau, hoffnungsgrün … je nach Gefühl. Ich mach das gern als Frühstücksritual (ohne Druck, dass das perfekt oder fertig sein soll!) und es verändert die Stimmung positiv. Und wenn man sich selbst nicht mehr helfen kann: um Hilfe bitten. Fachhilfe besorgen. Das ist nichts Schlimmes und hilft aus den ganz großen Tiefs.
    Kommt gut und gesund durch den Winter!

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