Mein Bücherjahr 2023
Jetzt schon im dritten Jahr in schöner Tradition: Mein Bücherjahr – ein Überblick über meinen Lesestoff. Nicht immer vollständig, manchmal bin ich einfach zu faul, aber ich bemühe mich. Nicht nur, weil es für mich selbst eine schöne Erinnerung ist, sondern auch, weil vielleicht für dich der eine oder andere interessante Lesetipp dabei sein könnte. Überwiegend sind es fantastische Bücher, aber ich lese auch gerne Krimis und gelegentlich Belletristik. Eigentlich eine bunte Mischung. Im Dezember bin ich zwecks Weihnachtsgeschenke-Einkauf nach Kreuzberg gefahren und vor allem in der Otherland-Buchhandlung gelandet. Da habe ich mir selber natürlich auch ein oder zwei (oder drei, oder vier) Weihnachtsgeschenke mitbringen müssen (siehe Beitragsfoto). Toller Laden!
Hier kannst du nachgucken, wie mein Bücherjahr in 2022 ausgesehen hat und hier 2021.
Jetzt stürze ich mich aber in neue Lesevergnügen.
Folgende Themen findest du in diesem Blogartikel
Januar (Holly Black, Simone Lappert, Maggie Stiefvater, Charlie Jane Anders, Sebastian Stuertz)
Charlie Hall has never found a lock she couldn’t pick, a book she couldn’t steal, or a bad decision she wouldn’t make. She’s spent half her life working for gloamists, magicians who manipulate shadows to peer into locked rooms, strangle people in their beds, or worse. Gloamists guard their secrets greedily, creating an underground economy of grimoires. And to rob their fellow magicians, they need Charlie. Now, she’s trying to distance herself from past mistakes, but going straight isn’t easy. Bartending at a dive, she’s still entirely too close to the corrupt underbelly of the Berkshires. Not to mention that her sister Posey is desperate for magic, and that her shadowless and possibly soulless boyfriend has been keeping secrets from her. When a terrible figure from her past returns, Charlie descends back into a maelstrom of murder and lies. Determined to survive, she’s up against a cast of doppelgängers, mercurial billionaires, gloamists, and the people she loves best in the world — all trying to steal a secret that will allow them control of the shadow world and more.
Kommt etwas langsam in die Gänge, fand ich. War dann aber sehr unterhaltsam.
Dienstagmorgen in einer mittelgroßen Stadt. Manu, eine junge Frau in Gärtnerkleidung, steht auf dem Dach eines Mietshauses. Sie brüllt, tobt, wirft Gegenstände hinunter, vor die Füße der zahlreichen Schaulustigen, der Presse, der Feuerwehr. Die Polizei geht von einem Suizidversuch aus. Einen Tag und eine Nacht lang hält die Stadt den Atem an. Für Finn, den Fahrradkurier, der sich erst vor kurzem in Manu verliebt hat, bleibt die Zeit stehen. Genau wie für ihre Schwester Astrid, die mitten im Wahlkampf steckt. Den Polizisten Felix, der Manu vom Dach holen soll. Die Schneiderin Maren, die nicht mehr in ihre Wohnung zurückkann. Für sie und sechs andere Menschen, deren Lebenslinien sich mit der von Manu kreuzen, ist danach nichts mehr wie zuvor.
Die Inhaberin meines Lieblingscafés (Buddekaffee) macht nicht nur einen leckeren Cappuccino, sondern ist auch eine begeisterte Leserin. Hin und wieder tauschen wir Bücher und so bekam ich kürzlich dieses in die Hand gedrückt. Wir sind nicht immer einer Meinung über das Gelesene, aber hier schon: klasse. Eine Frau steht auf einem Dach. Springt sie, springt sie nicht, will sie überhaupt springen? Die Menschen, die das miterleben, beeinflusst das auf ganz unterschiedliche Weise. Das Geschehen ist wie ein Stein, einmal ins Wasser geworfen, ziehen sich die Ringe bald über den ganzen Teich. Wir sind alle miteinander verbunden, ob wir das nun wollen, oder nicht. Humorvoll und klug geschrieben, hat mir sehr gut gefallen.
Eine meiner Lieblingsstellen:
„Glaubst du, sie ist verrückt?“
(…) „Wer ist das nicht? (…). Ich meine, wir sitzen hier auf einem zillionenalten Planeten, evolutioniert bis hinter die Ohren, wir trinken Cappuccino und Jägermeister, es gibt kleine, ferngesteuerte Autos, in die man sich hineinsetzen kann, es gibt Fingernägel zum Ankleben und Penispumpen und Schnee und Schaukelstühle, es gibt Kanarienvögel und Drohnenkriege und künstliches Apfelaroma, und dann sind wir trotzdem der Liebe ausgeliefert und dem Wunsch, jemandes großes Glück zu sein, wir sind der Müdigkeit ausgeliefert und den Menschen, die uns zur Welt bringen, und ständig müssen wir gegen unseren Hang zur Trägheit ankämpfen, also wenn du mich fragst, so gesamthaft gesehen, ist das Nichtverrücktsein die eigentliche Anomalie.“
(Simone Lappert: Der Sprung, S.268)
This is the story of the Lynch family. Niall and Mór escaped their homeland for a new start, and lost themselves in what they found. Declan has grown up as the responsible son, the responsible brother – only to find there is no way for him to keep his family safe. Ronan has always lived on the edge between dreams and waking … but now that edge is gone, and he is falling. Matthew has been the happy child, the brightest beam. But rebellion beckons, because it all feels like an illusion now. This world was not made for such a family – a family with the power to make a world and break it. If they cannot save each other or themselves, we are all doomed.
Teil 3 der Dreamer Trilogy, und ja, 1 und 2 habe ich bereits gelesen, pardon, verschlungen. Hier nun das grandiose, furiose Finale. Ich werde alle Figuren sehr vermissen.
Charlie Jane Anders: Victories Greater than Death
Tina has always known her destiny is outside the norm—after all, she is the human clone of the most brilliant alien commander in all the galaxies (even if the rest of the world is still deciding whether aliens exist). But she is tired of waiting for her life to begin. And then it does—and maybe Tina should have been more prepared. At least she has a crew around her that she can trust—and her best friend at her side. Now, they just have to save the world.
Der erste Teil einer Trilogie, der mit dem Heldentum mal ganz anders verfährt. Tina stellt alles in Frage, wofür sie bisher gelebt hat: ist es wirklich so gut/richtig/wichtig, Weltraumkriege zu führen? Flüssig und witzig geschrieben, ein diverses und buntes Leseabenteuer. Passt auch gerade gut, weil das Thema für die phantastischer Montag-Story im Februar nämlich Space Opera ist. Gelesen habe ich dazu bereits Becky Chambers Langer Weg zu einem kleinen zornigen Planeten und einige Bücher von Martha Wells. Jetzt knobele ich an einer eigenen Geschichte rum. Macht Spaß!
Hier noch ein guter TOR-Artikel dazu.
Sebastian Stuertz: Da wo sonst das Gehirn ist
Hamburg, Sommer 2019. Alina ist neu an ihrer Schule, aber trotzdem gleich das coole Nerdgirl, denn sie hat eine eigene App programmiert: ein Mini-Social-Network nur für die 13. Klasse. Hätte ein perfekter Einstieg sein können – wäre ihre Mutter nicht gleich nach dem ersten Elternabend mit Herrn Carstensen im Bett gelandet, dem Vater des idiotischen Klassensprechers Corvin. Noch blöder, dass Alina und ihre Mutter, die als Berufs-Clown ihr Geld verdient, kurz darauf aus ihrer WG fliegen. Bei Dad ist kein Platz für sie, der hat noch drei andere Kinder und keine Lust, sich auch noch um Alina zu kümmern. Also muss sie mit Mama bei den Carstensens einziehen, was vollkommener Irrsinn ist: Bei Corvin wohnen Spinnen und Riesentausendfüßler, seine Schwester Nina hat eine zweite Identität, und dann gibt es noch ein weiteres, dunkles Familiengeheimnis, das bald schon alles auf den Kopf stellen wird.
Da war ich allein des Titels wegen schon interessiert, und wurde nicht enttäuscht. Sehr schön, sehr schwarzhumorig und rasant zu lesen. Mit einer überraschenden Wendung im zweiten Teil! Entdeckt habe ich dieses Buch übrigens im Newsletter der Autorin Judith Poznan (eine ehemalige Buchhändlerinarbeitskollegin!), der Kulturspalte. Über Newsletter von Autor*innen bin ich schon an so manches gute Buch geraten.
Februar (Capetta/McCarthy, Würger, Glanz, Bokowski, Gran, Taylor)
Capetta/McCarthy: Once and future
The once and future King … da musste ich natürlich gleich an T.H. White und seine Camelot Bücher denken. An die hat sich diese Story hier auch angelehnt, und sie kräftig gegen den Strich gebürstet. Macht viel Spaß beim Lesen!
Capetta/MacCarthy: Sword in the Stars
Ari Helix may have won her battle against the tyrannical Mercer corporation, but the larger war has just begun. Ari and her cursed wizard Merlin must travel back in time to the unenlightened Middle Ages and steal the King Arthur’s Grail — the very definition of impossible. It’s imperative that the time travelers not skew the timeline and alter the course of history. Coming face to face with the original Arthurian legend could produce a ripple effect that changes everything. Somehow Merlin forgot that the past can be even more dangerous than the future….
Teil II musste dann natürlich auch noch sein. Und er ist phantastisch. Leseempfehlung!
Das ganze passt natürlich auch prima zum Monatsthema Space Operas vom phantastischen Montag. Hier meine Story dazu: Root, Snow & Thorn.
Molly Carver bleiben fünfunddreißig Tage, um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen. Seit Jahren sitzt er für den Mord an dem sechzehnjährigen Casper Rosendale im Gefängnis – nun soll das Urteil vollstreckt werden. Auf der Suche nach Antworten kehrt Molly zurück in das Ostküstendorf ihrer Kindheit. Unter falschem Namen beginnt sie, als Hausmädchen für die Rosendales zu arbeiten, eine Familie, die einmal einflussreicher war als die Rockefellers …
Der Autor war im Februar zu einer Lesung in der Humboldt-Bibliothek (siehe auch mein Monatsrückblick Februar) und hat ganz wunderbar lebendig von seinem Leben und Schreiben erzählt. Natürlich musste ich mir daraufhin gleich das neue Buch zulegen. Habs in einem Rutsch gelesen. Es ist eine gut beobachtete Zusandsbeschreibung der amerikanischen Waffenverliebtheit, bis zum bitteren Ende. Besonders lebendig und berührend fand ich die Liebesgeschichte von Casper Rosendale und Takis Würger verriet, dass sein neues Buch eine Liebesgeschichte werden wird. Ich bin gespannt!
Nicht immer ist eins in der Stimmung für nicht alles (oder so ähnlich). Jedenfalls war dies ein Monat der angefangenen Bücher. Da war zum einen von Berit Glanz: Automaton. Trotz aktueller und interessanter Themen (Digitalisierung, Menschlichkeit, Angst) konnte ich mich für die Hauptfiguren nicht erwärmen. Es war mir schlichtweg egal, was mit ihnen passierte und dadurch verlor die Geschichte an Durchschlagskraft. Dezent gelangweilt habe ich mich zum anderen bei Paul Bokowski: Schlesenburg obwohl durchaus humorvoll geschrieben. Vielleicht einfach nicht mein Humor? Andere Bücher von ihm habe ich allerdings durchaus gerne gelesen.
Nun, manchmal passt es einfach nicht. Und vielleicht nehme ich ja eines (oder beide) in einem oder zwei Jahren mal wieder zur Hand und bin begeistert? Jetzt habe ich sie jedoch erst mal zur Seite gepackt.
Sara Gran: The Book of the most precious Substance
Rare book dealer Lily Albrecht has been given a tip-off about The Book of the Most Precious Substance, rumoured to be the most powerful occult book ever written. With some of the world’s wealthiest people willing to pay a fortune for it, she embarks on a journey from New York to New Orleans to Munich to Paris, knowing that it could also help erase the greatest tragedy of her life. But does the book really exist at all, or will Lily lose everything in search of a ghost?
Also das hat mir wirklich Spaß gemacht. Abenteuer, Zauberei, ein altes Buch und eine ordentliche Prise Erotik. Dazu noch ein extra Dreh am Ende, den ich nicht vorghergesehen habe. Sehr unterhaltsam!
Laini Taylor: Daughter of Smoke and Bone
Around the world, black hand prints are appearing on doorways, scorched there by winged strangers who have crept through a slit in the sky. In a dark and dusty shop, a devil’s supply of human teeth grows dangerously low. And in the tangled lanes of Prague, a young art student is about to be caught up in a brutal otherworldly war. Meet Karou. She fills her sketchbooks with monsters that may or may not be real, she’s prone to disappearing on mysterious „errands“, she speaks many languages – not all of them human – and her bright blue hair actually grows out of her head that color. Who is she? That is the question that haunts her, and she’s about to find out. When beautiful, haunted Akiva fixes fiery eyes on her in an alley in Marrakesh, the result is blood and starlight, secrets unveiled, and a star-crossed love whose roots drink deep of a violent past. But will Karou live to regret learning the truth about herself?
Eine phantastische Welt, eine spannende Geschichte. Musste gleich mit Band 2 weitermachen.
Laini Taylor: Days of Blood and Starlight
Art student and monster’s apprentice Karou finally has the answers she has always sought. She knows who she is—and what she is. But with this knowledge comes another truth she would give anything to undo: She loved the enemy and he betrayed her, and a world suffered for it.
In this stunning sequel to the highly acclaimed Daughter of Smoke & Bone, Karou must decide how far she’ll go to avenge her people. Filled with heartbreak and beauty, secrets and impossible choices, Days of Blood & Starlight finds Karou and Akiva on opposing sides as an age-old war stirs back to life. While Karou and her allies build a monstrous army in a land of dust and starlight, Akiva wages a different sort of battle: a battle for redemption. For hope. But can any hope be salvaged from the ashes of their broken dream?
So gut wie Band eins!
März (Kerri Maniscalco, Adrian Tchaikovsky, Quenby Olson, Judith Holofernes)
Kerri Maniscalco: Kindom of the Wicked
Als die junge Hexe Emilia ihre Zwillingsschwester Vittoria ermordet vorfindet, bricht für sie eine Welt zusammen. Zutiefst schockiert will sie Rache üben – koste es, was es wolle. Selbst wenn sie dafür verbotene dunkle Magie einsetzen muss, die sie in die Gefahr bringt, von Hexenjägern enttarnt zu werden. Auf ihrer Suche nach dem Mörder trifft Emilia auf Wrath, einen der sieben dämonischen Höllenfürsten, vor denen sie von klein auf gewarnt wurde. Wrath behauptet, auf Emilias Seite zu stehen. Doch kann man einem leibhaftigen Höllenfürsten trauen, selbst wenn er noch so gut aussieht?
Am Besten gefallen mir die Beschreibungen der (italienischen) Küche und Gewürze. Der Rest ist einigermaßen unterhaltsam.
Adrian Tchaikovsky: City of last Chances
There has always been a darkness to Ilmar, but never more so than now. The city chafes under the heavy hand of the Palleseen occupation, the choke-hold of its criminal underworld, the boot of its factory owners, the weight of its wretched poor and the burden of its ancient curse.
What will be the spark that lights the conflagration? Despite the city’s refugees, wanderers, murderers, madmen, fanatics and thieves, the catalyst, as always, will be the Anchorwood – that dark grove of trees, that primeval remnant, that portal, when the moon is full, to strange and distant shores. Ilmar, some say, is the worst place in the world and the gateway to a thousand worse places.
Ich habe andere Tchaikovsky Bücher sehr gerne gelesen (z.B. Dogs of War), aber mit diesem hier hatte ich so meine Schwierigkeiten. Vielleicht, weil es dem Grimdark-Genre zuzurechnen ist? Jedenfalls fand ich eine entsprechende Einordung/Besprechung hier. Zu viele Figuren, allesamt irgendwie nicht als Helden geeignet (oder wenigstens positiv besetzt/Identifikationsfiguren; ich hab beim Lesen mal wieder gemerkt, wie sehr ich so was brauche/mag). Die eigentliche hauptrolle spielt die Stadt, und als solche ist sie mit viel Liebe zum Detail gezeichnet. Leseempfehlung für Fans von Worldbuilding.
Book 1: Miss Mildred Percy is a spinster. She does not dance, she has long stopped dreaming, and she certainly does not have adventures. That is, until her great uncle has the audacity to leave her an inheritance, one that includes a dragon’s egg. The egg – as eggs are wont to do – decides to hatch, and Miss Mildred Percy is suddenly thrust out of the role of “spinster and general wallflower” and into the unprecedented position of “spinster and keeper of dragons.” But England has not seen a dragon since… well, ever. And now Mildred must contend with raising a dragon (that should not exist), kindling a romance (with a humble vicar), and embarking on an adventure she never thought could be hers for the taking.
Book 2: Miss Mildred Percy, former wallflower and current adventurer, is now in charge of a dragon. Along with Mr. Wiggan and Mrs. Babbinton — our stalwart companions from the first volume of Miss Percy’s adventures — she embarks on a journey across Wales, in search of the mysterious Nyth y Ddraig, or Nest of Dragons. But traveling with a young dragon in an unfamiliar land proves more difficult than anticipated. Between angry mobs, midnight rescues, and recalcitrant sheep, they battle (figuratively) their way across the countryside, defend themselves against enemies old and new, and discover something remarkable hidden in the mountains of Wales.
Ich lese ja immer wieder gerne cozy fantasy, und diese beiden Bände haben es mir sehr angetan. Als hätte Jane Austen etwas mit älteren Damen und Drachen geschrieben! Ich warte schon ungeduldig auf Band 3.
Judith Holofernes: Die Träume anderer Leute
Mit großer Klarheit und Zartheit und dem ihr eigenen Witz schreibt Holofernes über Fluch und Segen des frühen Erfolgs der Helden; über die Vereinbarkeit von Familie und Frontfrausein; über die öffentliche Wahrnehmung des eigenen Körpers, das Aufwachsen mit ihrer lesbischen Mutter in Freiburg; über die tiefen Einschnitte in ihrem Leben, die Zweifel, den Schmerz. Immer wieder geht es auch um die Musikbranche, um das Verhältnis zu ihren Fans, eigenartige Konzerte im Hellen, aber auch um die starren Mechanismen des Betriebs und den Sexismus. Eindrücklich zeigt Judith Holofernes in »Die Träume anderer Leute«, wie sie sich nach und nach aus den kommerziellen Zwängen und der Enge des Musikbetriebs befreit hat. Wie sie zu der Künstlerin wurde, die sie so lange sein wollte – und damit ihr Leben zurückbekam.
Dieses Buch hat es mir sehr angetan. Vorher, muss ich gestehen, war die Musikerin mir kein richtiger Begriff. Natürlich kannte ich einige ‚Helden‘-Songs aus dem Radio (Denkmal), aber ein echter Fan war ich nie. Und das Buch hat mich auch nur im Zusammenhang mit Kreativität und Künstlerinnendasein interessiert. Aber wow, hat es sich gelohnt, es zu lesen. Zum einen wegen des Einblickes in den Musikerinnenalltag samt Kinder, Mann und Band. Zum anderen, weil es ums Kreativ sein geht, um Vermarktung, den Tanz auf dem dünnen Seil der Selbstverwirklichung und Spaß haben wollen obendrein. Große Leseempfehlung!
April (Anne Cleeves, Tana French, Lisa Jackson, Ursula Poznanski, R.F. Kuang, Jennifer Egan)
Ich habe mal wieder meine Lieblingsbibliothek besucht und mich mit spannendem Lesestoff eingedeckt. Mir war so nach kriminellen Dingen. Die Leseerfahrungen waren unterschiedlich.
Anne Cleeves: The Darkest Evening
On the first snowy night of winter, Detective Inspector Vera Stanhope sets off for her home in the hills. Though the road is familiar, she misses a turning and soon becomes lost and disorientated. A car has skidded off the narrow road in front of her, its door left open, and she stops to help. There is no driver to be seen, so Vera assumes that the owner has gone to find help. But a cry calls her back: a toddler is strapped in the back seat. Vera takes the child and, driving on, she arrives at a place she knows well. Brockburn is a large, grand house in the wilds of Northumberland, now a little shabby and run down. It’s also where her father, Hector, grew up. Inside, there’s a party in full swing: music, Christmas lights and laughter. Outside, unbeknownst to the revelers, a woman lies dead in the snow. As the blizzard traps the group deep in the freezing Northumberland countryside, Brockburn begins to give up its secrets, and as Vera digs deeper into her investigation, she also begins to uncover her family’s complicated past.
Ich mag Vera sehr und das ist wieder ein gut geplotteter, sehr englischer Krimi. Spannende Lektüre!
Being on the Murder Squad is nothing like Detective Antoinette Conway dreamed it would be. Her partner, Stephen Moran, is the only person who seems glad she’s there. The rest of her working life is a stream of thankless cases, vicious pranks, and harassment. Antoinette is savagely tough, but she’s getting close to the breaking point. Their new case looks like yet another by-the-numbers lovers’ quarrel gone bad. Aislinn Murray is blond, pretty, groomed-to-a-shine, and dead in her catalog-perfect living room, next to a table set for a romantic dinner. There’s nothing unusual about her—except that Antoinette’s seen her somewhere before. And that her death won’t stay in its neat by-numbers box. Other detectives are trying to push Antoinette and Steve into arresting Aislinn’s boyfriend, fast. There’s a shadowy figure at the end of Antoinetteʼs road. Aislinnʼs friend is hinting that she knew Aislinn was in danger. And everything they find out about Aislinn takes her further from the glossy, passive doll she seemed to be. Antoinette knows the harassment has turned her paranoid, but she can’t tell just how far gone she is. Is this case another step in the campaign to force her off the squad, or are there darker currents flowing beneath its polished surface?
Nicht nur, aber vor allem auch empfehlenswert wegen der Probleme, die die Detektivin damit hat, sich an ihrem Arbeitsplatz durchzusetzen. Noch dazu sehr spannend und atmosphärisch dicht geschrieben. Lesetipp!
The crime scene is as puzzling as it is brutal. Doctor Paul Latham and his wife, Brindel, are found dead in separate beds in their beautiful San Francisco home, each the victim of a gunshot wound to the head. There are no signs of forced entry, and despite the emptied safe it’s clear this murder isn’t random.
Gut zum zwischendurch wegschmökern, aber nix besonderes.
Die Inszenierung von Shakespeares Richard III am Wiener Burgtheater trieft förmlich von Theaterblut, daher fällt kaum jemandem aus dem Publikum die echte Leiche auf der Bühne auf: Ulrich Schreiber, altgedienter Garderobier, wird tot auf einem Thron sitzend von der Unterbühne ins Rampenlicht gefahren. Die Tat löst Entsetzen und Ratlosigkeit gleichermaßen aus: Schreiber war allseits beliebt, ein unauffälliger Mann ohne Feinde. Anders als das nächste Opfer, das weitaus bekannter ist … Doch gleich darauf heißt es Aufbruch nach Salzburg, wo das Ensemble bei den Festspielen gastiert. Unnötig zu sagen, dass auch die junge Wiener Kommissarin Fina Plank die Reise nach Salzburg antreten muss. Verstörende Drohungen, hysterische KünstlerInnen und ein unliebsamer Kollege machen ihr zu schaffen – vor allem aber der Gedanke, dass der Fall mit der Festnahme des Mörders nicht gelöst sein wird …
Ach nee, das war nix. Hab mich schon auf den ersten Seiten gelangweilt und als es nicht viel besser wurde, das Buch dann weggelegt. Hölzerne Figuren, schablonenhafte Handlung. Gähn.
Oxford ist das Zentrum allen Wissens und Fortschritts in der Welt. Für Robin erfüllt sich ein Traum, an dem Ort zu studieren, der die ganze Macht des britischen Empire verkörpert. Denn in Babel wird nicht nur Übersetzung gelehrt, sondern auch Magie. Das Silberwerk – die Kunst, die in der Übersetzung verloren gegangene Bedeutung mithilfe von verzauberten Silberbarren zu manifestieren – hat die Briten zu unvergleichlichem Einfluss gebracht. Dank dieser besonderen Magie hat das Empire große Teile der Welt kolonisiert. Für Robin ist Oxford eine Utopie, die dem Streben nach Wissen gewidmet ist. Doch Wissen gehorcht Macht, und als chinesischer Junge, der in Großbritannien aufgewachsen ist, erkennt Robin, dass es Verrat an seinem Mutterland bedeutet, Babel zu dienen. Im Laufe seines Studiums gerät Robin zwischen Babel und den zwielichtigen Hermes-Bund, eine Organisation, die die imperiale Expansion stoppen will. Als Großbritannien einen ungerechten Krieg mit China um Silber und Opium führt, muss Robin sich für eine Seite entscheiden … Aber kann ein Student gegen ein Imperium bestehen?
Wow, einfach nur wow. Das war mein Highlight des bisherigen Lesejahres. Unglaublich fesselnd, voller überraschender Wendungen und vor allem, es macht Mut. Nichts ist in Stein gemeisselt … Große Leseempfehlung!
Im Mittelpunkt steht der charismatische Bix Bouton, Gründer eines atemberaubenden Start-ups in Amerika. Sein Coup ist eine App, die unsere Erinnerungen ins Netz hochlädt. Ein gefährliches Glück, denn die Erinnerungen werden für andere sichtbar. Und da ist Bennie Salazar, Ex-Punk-Rocker, der als Musikproduzent in Luxus driftet und seinen Sohn an die Sucht verliert …
Was wäre wenn … du deine Erinnerungen in eine kollektiv genutzte Cloud hochladen könntest? Egan spielt mir gruseligen Zukunftsvisionen, deren Auswirkungen ihre Protagonisten und Protagonistinnen ganz unterschiedlich treffen und prägen. Ein Roman wie ein Puzzelspiel aus vielen kleinen Geschichten, beim Lesen sind kombinatorische Fähigkeiten und ein gutes Gedächtnis klar von Vorteil. Ich bin tatsächlich öfters verlorengegangen (wer gehört jetzt zu wem und wessen Mutter war die Tochter von wem???), habe es aber trotzdem gespannt bis zum Ende gelesen.
Mai (T.L. Huchu, Mary Robinette Kowal, R.F. Kuang)
Auf der MetropolCon konnte ich natürlich nicht einfach an den Büchertischen vorbeigehen, zumal auch das Otherland vertreten war. Hier meine Ausbeute:
T.L. Huchu: Die Bibliothek von Edinburgh
Ropa hat die Schule abgebrochen, um Geistersprecherin zu werden – und nun spricht sie mit den Toten von Edinburgh und überbringt den Lebenden deren Botschaften. Ein scheinbar harmloser Job, um sich, ihre kleine Schwester und ihre Großmutter über Wasser zu halten. Doch Ropas Leben ändert sich schlagartig, als die Toten ihr zuflüstern, dass jemand Kinder verzaubert und sie zu leeren Hüllen macht. Auf einmal findet sich Ropa mitten in einem Spiel mit dem Tod wieder, in dem sie mit ihrem blitzgescheitem Verstand, ihrer geheimnisvollen afrikanisch-schottischen Magie und mit ihrer unnachahmlichen rotzigen Art nach Hinweisen sucht, um die verhexten Kinder zu retten. Als sie dabei auf eine okkulte Bibliothek stößt, ist sie sich plötzlich nicht mehr sicher, ob sie Jägerin oder Beute ist …
Sehr spannend, sehr witzig und in Schottland spielt es obendrein!
Mary Robinette Kowal: The spare man
Tesla Crane, a brilliant inventor and an heiress, is on her honeymoon on an interplanetary space liner, cruising between the Moon and Mars. She’s traveling incognito and is reveling in her anonymity. Then someone is murdered and the festering chowderheads who run security have the audacity to arrest her spouse. Armed with banter, martinis and her small service dog, Tesla is determined to solve the crime so that the newlyweds can get back to canoodling—and keep the real killer from striking again.
Im Nullkommanichts weggeschmökert. Ich liebe die Heldin und freue mich, eine tolle neue Autorin entdeckt zu haben (übrigens auf der MetropolCon).
Authors June Hayward and Athena Liu were supposed to be twin rising stars: same year at Yale, same debut year in publishing. But Athena’s a cross-genre literary darling, and June didn’t even get a paperback release. Nobody wants stories about basic white girls, June thinks. So when June witnesses Athena’s death in a freak accident, she acts on impulse: she steals Athena’s just-finished masterpiece, an experimental novel about the unsung contributions of Chinese laborers to the British and French war efforts during World War I. So what if June edits Athena’s novel and sends it to her agent as her own work?
Eine bitterböse Satire auf die Mechanismen des Buchmarkts (leider noch nicht auf Deutsch erhältlich).
to be continued…