Schreibreise Zinnowitz

Schreibreise Zinnowitz

Wir haben es wieder getan und für die nächsten zwei Jahre sogar schon neue Termine gemacht: unsere Schreibreise nach Zinnowitz.

Wir, das sind Teilnehmer*innen der Writers-Coaching-Kurse von Claudia Johanna Bauer an der Reinickendorfer VHS. Teilweise sind wir als Gruppe schon über 10 Jahre zusammen(gewachsen), haben miteinander unser Handwerkszeug erlernt und unsere Kritikfähigkeit geübt (harter Tobak). Mittlerweile haben einige von uns auch schon veröffentlicht, sowohl bei Verlagen als auch im Selfpublishing (oder beides), und auch wenn uns unterwegs mal kurz die Puste ausging, so sind wir doch immer noch dabei. Hartnäckig, neugierig, leidenschaftlich und ein klein wenig verrückt (letzteres keine Bedingung, aber es hilft ungemein).

Unsere Schreibreise nach St.Otto in Zinnowitz schafft, wenigstens einmal im Jahr, ideale Bedingungen, um kreativ zu werden: Vollpension weit weg von Daheim. Bonus: unzuverlässiges WLAN. Mit der Ostsee in Laufweite (gut um das Gehirn durchpusten zu lassen), treffen wir uns zum Schreiben, zum Lesen unserer Texte, zu Miniworkshops und ganz allgemein zum Quasseln und Spaß haben.

Mit Bettina Kerwien saß ich frühmorgens draußen beim Kaffee und wir waren schon inspiriert für den ersten Haiku des Tages:

 

Regen auf Teewurst.

Kaffee dampft leise am Tisch.

Noch bin ich kein Mensch.

 

Die Themen unserer Miniworkshops waren diesmal Dialoge und Limericks. Letzteres musste ich ja unbedingt mitmachen. Wir hatten eine Menge Spaß beim Dichten, hier meine Versuche:

Ein Rentner bereist Ulanbator

Von hinten nach vorn im Rollator.

Er schwitzt und er schnauft

Das Haar er sich rauft

Und dann fraß ihn ein Alligator.

 

Einst küsste ein Jüngling in Tegel

Ein Mädchen, das schrie gleich: Du Flegel!

Er bekam auf der Stelle

Ne ordentliche Schelle

Jetzt heißt es: Nur Flegel in Tegel.

 

Ein ältliches Fräulein aus Tegel

ass gerne zum Frühstück zwei Egel.

Die Egel warn sauer

Legten sich auf die Lauer

Und frassen das Fräulein mit Bagel.

 

Wie man an den zwei letzteren erkennen kann, beschäftigt mich unsere kommende Veranstaltung Faking Tegel History schon ein wenig. Aber natürlich haben wir nicht nur gedichtet. Jede*r hatte ein Projekt dabei auf dieser Schreibreise, es wurde u.a. an Jugendromanen, Krimis und Thrillern gearbeitet.

Kein Wunder also, dass beim Besuch des Wasserschlosses Mellenthin und einer Brauereiführung vor Ort gefragt wurde, ob man denn Tote in den zwei großen Kupferpfannen entsorgen könne. Die freundliche Brauereimeisterin war erst etwas konsterniert, doch als wir uns als Autor*innen zu erkennen gaben, stand sie bereitwillig und mit Spaß Rede und Antwort (nein, geht nicht, zu groß, und schmecken würde es auch nicht). Ein kleines Helles bekamen wir auch noch zur Probe (süffig und lecker) und dann durften wir vor Ort die Stifte schwingen. Anschließend gab es draußen im Café noch frische Waffeln mit heißen Kirschen und Schlagsahne. Sehr inspirierend, das Ganze!

Eine Nachtwanderung in Zinnowitz haben wir auch unternommen (mit Stirnlampen), um den eher gruseligen Dingen nachzuspüren. Lustigerweise war das Wäldchen vom Rascheln, Wuseln und Kichern einer Jugendgruppe erfüllt, die genau denselben Einfall hatte. Aber auch daraus ließ sich schreibtechnisch was machen. Und als wir dann am nächtlichen Strand standen, das Rauschen des Meeres vor uns, über uns die Sterne, da wurde es dann doch noch sehr stimmungsvoll. Hier mein Text, der am Strand geschrieben wurde:

Das Meer rauschte in ihren Adern wie Blut, donnerte, erbte ab, pulsierte wieder. Ihr Herz schlug Salzwasser, ihre Lippen schmeckten dunkle Unendlichkeit. Hoch oben sahen ein paar Sterne kalt funkelnd zu, wie der Schaum sie überzog. Heimatlose, Ausgestoßene, Fremde, nirgends willkommen. Überall Trockenheit, Sand in den Gliedern, Stillstand. Hier aber, am Ende der Welt, war sie endlich angekommen, war sie willkommen. Spürte sie es in ihren Adern wogen und fluten. Sie hatte sich ausgesetzt gefühlt ihr Leben lang. Auf dem Trockenen nach Luft gejappst. Hier nun, endlich, spürte sie die Füße nicht mehr, freute sich an den glänzenden Schuppen, streifte die Kleider ab, atmete noch einmal tief durch und tauchte in ihr ganz eigenes Element.

Es gab natürlich genug Schreibzeit, um an unseren Projekten zu arbeiten. Ich habe zwei Kurzgeschichten für den phantastischen Montag geschrieben: Die Vollstreckerin und Ich und ich. Und ich habe Ideen und Inspiration für mein aktuelles Romanprojekt, Die Eremitin, gesammelt.

Fazit: Wenn du die Möglichkeit hast, eine Schreibreise zu machen, dann tus. Allein schon da sitzen, mit anderen zusammen, die konzentriert arbeiten, hat mich ungemein beflügelt (meistens gurke ich allein an meinem Schreibtisch vor mich hin). Wenn dann noch ein pfiffiger Coach dabei ist und dir mit Tipps und Tricks auf die Sprünge hilft (Danke, C. J. Bauer!), um so besser.

Wir haben in Zinnowitz bereits für das nächste Jahr gebucht und ich freue mich jetzt schon.

 

Wenn du jetzt neugierig geworden bist darauf, was ich sonst noch so plane und schreibe, dann abonniere doch gerne meinen Newsletter.

Ich freue mich auf dich.

 

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