Mein Liebling-Café schließt
Vor kurzem habe ich erfahren, dass mein Lieblings-Café endgültig schließen wird und das hat mich unerwartet traurig gemacht. Dummerweise dachte ich, ich könnte das auf meiner Mastodon-Timeline teilen. Prompt mokierte sich jemand über First World Problems.
Ach, Leute.
Ja, ich weiß. Anderen geht es viel schlechter, die Klimakrise ist da und es ist Krieg und überhaupt. Alles schlimm genug. Und ich bin wegen eines Cafés traurig?
Ja, bin ich.
Ändert es irgendetwas am Zustand der Welt, dieses aneinander Rummäkeln und Kritisieren in den sozialen Medien? Dieses Kleinmachen der Gefühle anderer? Nee, aber egal. Hauptsache kräftig druff.
Nun gut (oder auch nicht). Dies hier sollte eigentlich keine Social Media Schelte werden, sondern eine Erinnerung.
Ich habe das kleine Café sehr gemocht.
Gerade in diesen unruhigen Zeiten finde ich es wichtig und schön, einen Ruhepunkt zu haben. Einen sicheren Hafen (siehe mein Monatsrückblick Februar). Im Budde-Kaffee gab es nicht nur hervorragenden Cappuccino, sondern auch extra leckeren Kuchen, Brownies und Muffins, und das auch noch vegan. Im Hintergrund spielte leise Jazzmusik, es duftete nach frisch gemahlenem Kaffee und es fand sich immer mal wieder jemand zum Quatschen.
Oft habe ich dort mit meinem Kalender gesessen und meine Schreibplanung gemacht. Oder einfach nur Löcher in die Luft gestarrt und an mein aktuelles Schreibprojekt gedacht. Es war eine kleine Alltagsflucht, wenn ich wieder mal zu lange einsam an meinem Schreibtisch gehockt hatte und mir in meiner Bude die Decke auf den Kopf fiel.
Die Atmosphäre war immer freundlich und aufgeschlossen. Mit der Inhaberin verband mich die Leidenschaft fürs Lesen, wir haben Tipps und Bücher ausgetauscht (siehe z.B. mein Bücherjahr Februar).
Kurzum, jeder Besuch war eine Wohltat für Leib und Seele. Und nun ist es weg.
Etwas Neues wird kommen. Türen schließen sich, öffnen sich, bla bla bla.
Ich weiß.
Seufz.
Und wie das immer so ist, wenn einen gerade etwas umtreibt, so stolperte ich kürzlich auch über den Begriff des dritten Ortes, den der amerikanische Soziologe Ray Oldenburg geprägt hat. Das ist neben dem Zuhause und dem Arbeitsplatz ein Ort der Zuflucht, einer, an dem du eine unbeschwerte Zeit verbringen kannst, an dem du für nichts verantwortlich bist. Ein Unterschlupf, sozusagen. Und den brauchen wir alle. Das kann eine Kneipe sein, ein Restaurant, aber auch eine Bibliothek oder ein Museum.
Oder eben ein kleines Café.
Machs gut, Budde-Kaffee.
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