Autorin gesucht. Dringend!
Heute geht nicht nur die Frankfurter Buchmesse los. Nein, es gibt auch eine prima Alternative für alle, die leider Daheim bleiben müssen: die Onlinebuchmesse. Mit Hilfe von Hashtags kann man durch virtuelle Messehallen schlendern, Verlage, Blogger und natürlich Autoren kennen lernen, tolle neue Bücher entdecken und Goodies abstauben. Und das alles ganz bequem von Zuhause aus.
Sucht auf z.B. Facebook, Twitter, Instagram und Pinterest nach #obm2018 für allgemeine Informationen, und wenn ihr neue Autoren entdecken wollt, nach #obm2018Halle1. Genauere Informationen und ein sehr schönes Erklärvideo findest du auf der Seite der Onlinebuchmesse.
Ich freue mich sehr, dass du heute meinen virtuellen Messestand besuchst. Mehr zu mir und meinem Werdegang findest du bei die Autorin. Heute habe ich außerdem eine kleine Geschichte mitgebracht. Als Kostprobe dessen, was in meinem Schreibstübchen manchmal so passiert…
Autorin gesucht
Ich saß am Schreibtisch, kaute an einem Bleistift herum und überlegte, was ich als Nächstes schreiben sollte, als es an der Tür klingelte.
Es war später Nachmittag, kurz vor vier, draußen wurde es gerade richtig dunkel. Ich erwartete niemanden und der Postbote klingelte immer zweimal. Ich schlurfte zur Tür und lugte vorsichtig durch den Spion. Sah nichts. Nur eine dunkle Masse im Hausflur. Vielleicht einer der Nachbarn? Zögernd öffnete ich meine Tür.
„Bin ich der Erste?“ wollte der Fliegende Holländer wissen, der sich sofort an mir vorbei in meine kleine Wohnung drängte. Er brachte eine frische Brise herein und seine Augen hatten die Farbe eines Sturmes über dem Meer.
Ich starrte seinem breiten Rücken hinterher.
„Hab was mitgebracht,“ sagte er und stellte zwei Flaschen Küstennebel auf meinen Küchentisch. Dann drehte er sich um und musterte mich skeptisch.
„Zieh‘ dich um, ich kümmere mich um die Musik. Und mach den Mund zu, sonst fliegt noch eine Möwe rein.“
Jogginghose, Sweatshirt und Teddypantoffeln, das war mein normales Schreiboutfit. Ich hatte schließlich nicht mit Besuch gerechnet. Schon gar nicht mit so einem gutaussehenden, arroganten Kerl wie ihm. Und, Moment mal, hatte er etwas von ‚der Erste sein‘ gesagt? Bevor ich eine Frage formulieren konnte, klopfte es an meiner Wohnungstür.
„Ah, das wird der Herr vom See sein“, sagte der Fliegende Holländer. „Ich habe ihn unterwegs gesehen. Und er bringt ein paar Nymphen mit.“
Seine Augen funkelten erwartungsvoll.
Ich öffnete und schloss meinen Mund. Mein Kopf war so leer wie bei meiner schlimmsten Schreibblockade.
„Du siehst aus wie ein Karpfen. Na los, hopp hopp, zieh dich um. Ich kümmere mich schon um alles.“
Er schob mich in mein Schlafzimmer und schloss die Tür hinter mir. Ich konnte Stimmen im Flur hören, leise perlendes Gelächter und ein sanftes Rauschen wie von einem Bach.
„Nimm was, das deine Figur betont. Zeig, was du hast, Baby“, sagte eine freche Stimme vom Fensterbrett her. Dort saß die Orgasmusfee, ließ ihre Beine baumeln und sah vergnügt aus.
„Du bist nur eine Kurzgeschichte“, sagte ich.
„Quatsch. In mir steckt mindestens ein Roman“, gab sie ungerührt zurück. „Und das weißt Du genau.“
Ich zog eine weiße Bluse und ein paar Jeans aus dem Schrank.
„Unschuldig, aber sexy?“, sagte die Orgasmusfee. „Na gut, aber lass die obersten Knöpfe auf.“
Es klingelte schon wieder. Die Stimmen im Flur wurden lauter. Etwas knurrte undeutlich.
„Hey, ich glaube, die Schöne und das Biest sind gekommen. Ich geh sie mal begrüßen.“
Die Fee zerplatze in einem kleinen, funkelnden Sternenregen.
Zumindest konnte ich mich nun ungestört umziehen. Dann betrachtete ich mein Gesicht im Spiegel und wuschelte ratlos ein paar Mal durch meine Haare. Ich steckte echt in der Klemme. Hatte mein letztes Schreibprojekt abgeschlossen und wusste nicht, was ich als Nächstes in Angriff nehmen sollte. Einen Krimi? Einen Fantasyroman? Eine Liebesgeschichte? Und wer würde die Hauptrolle spielen?
Es sah so aus, als ob das heute Abend entschieden werden sollte. Ich atmete tief durch und ging raus. Im Flur schnüffelte ein buckliger Zwerg verzückt an meinen schwarzen Lederstiefeln, inhalierte tief und verdrehte die Augen.
Die Party fand im Wohnzimmer statt. Der Fliegende Holländer hatte meine Bikers Best Mix CD entdeckt. Zu Uriah Heeps Easy Livin tanzte er mit einer zarten Wassernymphe. Ein Gärtner unterhielt sich mit zwei Vampiren über die Blumen des Bösen und eine Luftschlossprinzessin tauschte Tipps mit einer Domina über die artgerechte Haltung von Sklaven aus. Im Schatten neben den Bücherregalen drückte sich ein grünes Monster herum, das Guinness aus der Flasche trank und hellbraunen Schleim auf meinen Teppich tropfte. Auf dem Lesesessel daneben thronte eine Göttin und ließ sich von einem verrückten Wissenschaftler mit Häppchen füttern. Auf der Couch lag ein Dämonenbaby, rülpste und blinzelte mit dunkelroten Augen in das bunte Treiben. Es sah aus, als hätte es soeben als Vorspeise einen Babysitter verschlungen und suchte sich nun den Hauptgang aus.
Alle waren beschäftigt. Ich drückte mich unauffällig an der Wand entlang.
In der Küche diskutierte die Orgasmusfee angeregt mit Tod über Le petit mort‘ Der Teufel hatte einen angebrochenen Milchkarton in meinem Kühlschrank entdeckt und mixte White Russians.
„Du“, sagte ich, „hattest bereits einen Auftritt.“
„Ich werde in allen deinen Büchern eine Rolle spielen“, sagte er. „Man braucht immer einen guten Schurken, stimmts? Hier, probier mal.“
„Da ist sie ja!“, rief es plötzlich aus dem Wohnzimmer. Ein vielstimmiger Chor ertönte: „Schreib mich … nein mich … ich bin bestimmt ein Bestseller … du musst meine Geschichte erzählen … nein, meine … meine …“
Ich wurde gestoßen, geschoben, jemand zupfte an meiner Bluse, ein anderer kniff mich in den Po.
Ich verschluckte mich, rang nach Luft und Tod klopfte mir nachdrücklich auf den Rücken.
„Noch nicht“, sagte sie. „Du hörst ja. Noch musst du was schreiben.“
Sofort wurden die Stimmen wieder laut.
„Ja genau, schreib mich, nein mich …!“
Auf der Couch begann das Dämonenbaby, zu heulen.
„Lasst ihr doch mal Luft zum Atmen!“, brummte der Fliegende Holländer, hob mich einfach hoch und setzte mich auf meinem Schreibtisch ab.
Erwartungsvolle Stille trat ein. Selbst das Dämonenbaby schwieg. Alle blickten mich an.
„So geht das nicht. Ich muss ein Genre bedienen. Die Leser wollen schließlich wissen, was sie erwartet. Ich kann doch nicht einfach alles durcheinander schmeißen! Wie soll ich das denn nachher verkaufen? Und wer will das lesen?“
Das fachte den Streit erst richtig an. Jeder hielt sich für lesenswerter als alle anderen. Und dann wurde es richtig wüst. Einer der Vampire schickte sich an, die Luftschlossprinzessin zu beißen. Der verrückte Wissenschaftler wollte das Dämonenbaby sezieren. Der Zwerg stritt sich mit der Domina um meine Stiefel. Und der Fliegende Holländer versuchte vergeblich, die Wogen zu glätten.
Ich hüpfte vom Schreibtisch, drängelte mich durchs Gewühl, zog fast blind eine Tür auf. In meiner Badewanne plätscherten ein paar kichernde Nixen mit einem tätowierten Glatzkopf herum. Sie hatten scheinbar alles, was sie finden konnten, ins Wasser gekippt: Lavendelöl, Honigschaumbad, Apfelshampoo, Whisky.
Genug war genug.
Ich schlüpfte aus der Wohnungstür und zog sie leise hinter mir zu.
Auf der Treppe schnaufte mir ein dicker schwarzer Kater entgegen.
„Hab ich was verpasst?“ wollte er wissen.
„Nee“, sagte ich. „Die Party hat gerade erst angefangen.“
Unter der flackernden Gaslaterne wartete meine Muse. Endlich. Ich hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen.
„Was soll ich nur machen?“ klagte ich.
„Schreib. Schreib so, wie nur du schreiben kannst, auf deine ganz eigene Art und Weise. Mach dir über alles andere keine Sorgen. Denn eine gute Geschichte findet ihren Weg. Immer und überall.“
Er zog mich in seine Arme. Ich atmete seinen Duft ein: Druckerschwärze, Ledereinband, frisches Papier. Ein Hauch von Freiheit und Abenteuer. Ich schmiegte mich an ihn.
Und dann küsste er mich.
Das war natürlich nicht das Ende. Jetzt geht es erst richtig los. Neugierig geworden? Du möchtest gerne mehr wissen, z.b. woran ich gerade schreibe? Dann abonniere doch meinen Newsletter. Ich freue mich auf dich.