Wenn eine eine Schreibreise macht …
dann kann sie was erleben!
In 2015 sind wir das erste Mal für eine Schreibreise nach Zinnowitz gefahren. Wir, das ist der Writers Coaching Kurs von Claudia Johanna Bauer, der regelmäßig in der Berliner Humboldt Bibliothek stattfindet, und bei dem ich jetzt schon über zehn Jahre mit dabei bin. In dieser Zeit sind nicht nur Freundschaften (Bettina Kerwien!) entstanden, sondern auch zahlreiche Bücher (Krimis, Kinderbücher, Thriller etc.), und es gab eine Verlagsgründung. Wir sind zu einer festen Truppe zusammengewachsen und unterstützen uns gegenseitig.
Abgesehen davon, ist es immer wieder schön, sich mit anderen Schreibverrückten auszutauschen und zu wissen, dass man mit all seinen kleinen Merkwürdigkeiten, Schrullen, Macken und Notizbüchern nicht alleine ist.
Jetzt waren wir gerade wieder für fünf Tage in Zinnowitz (St. Otto) und haben uns den Luxus gegönnt, mal für eine (viel zu kurze) kurze Zeit an nichts anderes als an unsere Geschichten denken zu dürfen. Keine Ablenkungen in Gestalt von Familie, Arbeit, Haushalt. Keine Ausreden und noch nicht mal Social Media (der WLAN-Empfang war nicht besonders gut).
Dazu Sonne (und ein wenig Regen), Meer und Strand.
Kurzum, die idealen Voraussetzungen, um kreativ zu sein. Jeder von uns hat sich entsprechend ein kleines Projekt für die Schreibreise vorgenommen.
Der Tag begann mit einem kurzen Morgenbriefing (Hinweise, Aktuelles), dann gab es Zeit zum Schreiben. Wenn das Wetter zuließ, konnte man sich dazu prima nach draußen setzen. Auch gibt es in Zinnowitz und Umgebung viele kleine lauschige Cafés, in denen es sich wunderbar arbeiten lässt (unterstützt von Kuchen und Cappuccino).
An den Nachmittagen wurden Miniworkshops angeboten (zum Beispiel zum Thema Emotionen, oder Gedichte schreiben). Danach wieder Schreibzeit, bis zum Abendessen.
Unsere Nachtwanderung in den finsteren Wald (Thema: Thriller und Horror schreiben) war sehr spannend. Wir haben im Dunkeln den (selbstgemachten) Geräuschen gelauscht, unsere Eindrücke notiert und vor Ort schon kleine Texte verfasst, die wir hinterher in der Runde vorgetragen haben. Da sind ein paar hübsch gruselige Sachen entstanden.
Ein Ausflug führte uns in den Garten des Malers Otto Niemeyer-Holstein. Ein kleines, verwunschenes Gartenjuwel mit Skulpturen und Plastiken in allen möglichen Ecken und Winkeln. Dort hat es mir besonders gefallen. Der Garten hat eine ganz ruhige, konzentrierte Ausstrahlung, die mir sehr gutgetan hat. Wir haben Kunst und Natur auf uns wirken lassen und Gedichte geschrieben. Hier eine Kostprobe meiner lyrischen Versuche:
mein Herz ist ein Apfelbaum
mein Liebster eine Kröte
rot leuchten die giftigen Früchte
auf dem alten Mühlrad im Garten
zu schnell, zu ungeduldig
zieht der Himmel vorbei
und ich habe noch gar nichts
gesehen
—-
moosweich deine steinernen Brüste
hätt ich dich geküsst
wäre die Krähe gekommen
mir ein Auge auszuhacken
Salbei und Lavendel
als Gaben dazu
und niemandes
Opfer sein
Jeder Tag endete mit einer Abendrunde, in der man seinen Text vorstellen und zur Diskussion freigeben konnte. Das hat viele Anregungen und immer wieder gute Ideen gebracht.
Am Sonnabend gab es dann eine feucht-fröhliche Abschiedsrunde. Wir haben Montagsmaler gespielt (mit literarischen Begriffen) und witzige Texte vorgetragen.
Ein gelungener Abschluss.
Ich habe in den vier Tagen geschafft, die drei Kurzgeschichten zu schreiben, die ich mir vorgenommen hatte. Ein Text für die Veranstaltung Lesebühne Tegel am 1. September, eine Weihnachtsgeschichte für unser Christmas Special im Dezember (ebenfalls in der Berliner Humboldt-Bibliothek) und einen Beitrag für den PAN Adventskalender.
Es war eine kleine Herausforderung, im Sommer Weihnachtsstorys zu schreiben, aber auch sehr lustig.
Eine wirklich schöne, entspannende und kreative Zeit!
Und der Termin für die nächste Schreibreise ist schon gebucht.