Der Novembermann

Der Novembermann

Als ich des Sommers müde wurde, als ich schon ganz wund war von den hellen, grellen Tagen die mich wie Glasscherben ritzten, da fand er mich endlich.

Der Novembermann.

Er ist kein flatterhafter Frühlingstyp, kein sonnenverbrannter Beachboy. Er kommt erst, wenn es kühl wird, doch in ihm drin brennt ein Feuer, dass sich nur den Geduldigen enthüllt.

Er ist leicht zu übersehen, still und unauffällig. Er ist nicht laut, nicht aufdringlich, das hat er nicht nötig. Er ist so ruhig und stetig wie der Nebel, der aus einer abendlichen Wiese steigt. Sein eleganter Anzug aus feinen Stoffen schimmert wie feuchter Asphalt.

Seine Augen haben die Farbe des regenverhangenen Himmels, seine Blicke streichen über meine fiebrige Haut wie kühlende Seide.

Seine Hände ziehen über mich hinweg wie Sturmwolken, seine Stimme ist weich wie geschmolzenes Blei.

Er bringt mich zur Ruhe, pustet die wirren Gedanken aus meinem Kopf, lässt sie wie Blätter über das Pflaster davon wirbeln.

Er findet mich wieder, führt mich zu mir selbst zurück, bringt mir endlich Frieden.

Ich rolle mich auf meinem Sofa zusammen und sehe ihm dabei zu.

 

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